Shu's Japan Welt
Aokigahara
Am Fuss des Fuji erstreckt sich eine malerische Landschaft aus Wäldern und Seen, dazu gehört auch der Aokigahara. In diesem Wald stehen die Bäume dicht an dicht, so dass nur wenig Sonnenlicht durch das Blätterdach dringt. Die Einheimischen bezeichen ihn auch als Sea of Trees. Doch der Aokigahara hat auch eine andere, düstere Seite. Er ist auch bekannt als der Selbstmordwald Japans.
Der Aokigahara ist mit seinen 35 km2 Teil Fuji-Hakone-Izu-Nationalparks und liegt in der Präfektur Yamanashi. Mit dem Auto ist er von Tokyo aus in nur 2 Stunden Fahrtzeit zu erreichen.
Das Zwielicht der eng zusammenstehenden Bäume verbreitet eine geheimnisvolle und doch beklemmende Stimmung, als wenn man in eine andere Welt eintauchen würde. Schon auf dem Parkplatz zum Eingang des Aokigahara steht ein grosses Schild, der Text richtet sich an Suizidwillige und versucht, sie zum Einlenken zu bewegen. Auch entlang der Gehwege und Trampelpfade im Wald findet man immer wieder ähnliche Schilder. Sätze wie „Das Leben ist wertvoll.“ oder „Denk an deine Familie.“, lassen bereits Schlimmes erahnen. Denn jedes Jahr pilgern Menschen aus ganz Japan zum Aokigahara um unter seinen Bäumen Selbstmord zu begehen.
Unter den Selbstmördern Japans ist der Aokigahara eine Art Kult-Ort. Sowohl im Internet als auch in Selbstmordratgebern, die in Buchhandlungen und Kiosken frei erhältlich sind, wird der Wald als guten Ort empfohlen um aus dem Leben zu scheiden.
Die japanischen Behörden veröffentlichen schon seit Jahren keine Zahlen mehr zu den Selbstmorden im Aokigahara, Experten sprechen jedoch von fas 100 Fällen pro Jahr. Parkranger durchsuchen das Gelände regelmässig, auf der Suche nach potenziellen Selbstmördern. Oft führen Schnüre von den Hauptwegen in den Wald hinein. Die Leute spannen sie, damit sie wieder auf den richtigen Weg zurückfinden, wenn sie doch noch einen Rückzieher machen sollten. Viele haben noch Zweifel und campen erst einige Tage im Wald, bevor sie es dann doch tun. Die Ranger folgen diesen Schnüren, in der Hoffnung, den Betroffenen noch lebend vorzufinden. Meistens finden sie aber nur verlassene Zelte, ein paar persönliche Gegenstände oder Abschiedsbriefe. Ob die Besitzer ihr Vorhaben vollendet haben oder ob sie es sich doch noch anders überlegt haben, kann man nicht sagen.
Warum ausgerechnet der Aokigahara eine solche Anziehung auf Selbstmörder ausübt, darüber gibt es viele Theorien.
Die plausibelste Theorie ist die eines Romans des Schriftstellers Seicho Matsumoto. Dieser schrieb 1957 das Buch „Der Wellenturm“. Die Hauptfigur dieses Romans begeht in eben diesem Wald Selbstmord. 1960 veröffentlichte Matsumoto ein zweites Buch mit dem Titel „Schwarzes Meer aus Bäumen“, auch dieses beschäftigt sich mit einem Selbstmord im Aokigahara. Seit dem ist der Wald unter den Selbstmördern Japans bekannt.
Eine weitere Theorie befasst sich mit einer alten Tradition, die Ubasute genannt wird. In strengen Wintern, wenn die Vorräte knapp wurden, brachten Familien ihre Alten und Kranken, manchmal sogar Kinder, auf den Berg um sie dort sich selber zu überlassen. Die Geister der Zurückgelassenen sollen sich noch immer im Aokigahara befinden. Als Rachegeister verfolgen sie die Menschen im düsteren Licht des Waldes und treiben sie in den Selbstmord.
Manche machen Magnetfelder im Aokigahara für die unheimliche Atmosphäre verantwortlich. Diese Magnetfelder stören nicht nur den Handyempfang, sie machen auch einen Kompass unbrauchbar. Diese Theorie konnte jedoch nie bestätigt werden. Das japanische Militär führt regelmässig Manöver in dem Gebiet durch und konnte die Existenz solcher Magnetfelder oder ähnlicher Phänomene nicht bestätigen.
Der Mythos um den Selbstmordwald hat längst in der Unterhaltungsindustrie Einzug gehalten und ist damit in der ganzen Welt bekannt. Der Aokigahara ist Thema in Manga, Romanen und zahlreichen Filmen. Dadurch Lockt der Wald auch jedes Jahr zahlreiche Touristen an, die auf der makabren Suche nach Leichen den Wald durchstreifen. Dennoch ist Vorsicht geboten, ob Geister oder nicht, im Aokigahara kann man sich sehr schnell verlaufen.
• erstellt am 19.02.2019 um 15:27 Uhr
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